Das heutige Gesundheitsversorgungssystem gewinnt stetig an Komplexität. Immer mehr medizinische Fachbereiche sind an der Diagnostik, den Behandlungen sowie der Nachsorge von Patienten*innen beteiligt und die Zahl der verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten nimmt rapide zu. Insbesondere bei psychischen Erkrankungen ist das Behandlungsangebot jedoch weiterhin unzureichend. Nicht nur während der Corona-Pandemie, sondern auch bereits in den Jahren zuvor, haben psychische Erkrankungen erheblich zugenommen. In Deutschland zählt die Depression hinsichtlich ihrer Auswirkungen zu den stark unterschätzten psychischen Erkrankungen. So erkranken in Deutschland insgesamt 8,2% aller Erwachsenen im Laufe eines Jahres an einer unipolaren oder anhaltenden depressiven Störung. Hierbei sind etwa jede vierte Frau und jeder achte Mann von einer Depression betroffen. Mit einer geschätzten globalen Lebenszeitprävalenz von 16-20%, verursacht die Depression nicht nur unerträgliches individuelles Leiden (laut WHO-Schätzungen ereignen sich >50% aller Suizide vor dem Hintergrund einer Major Depression), sondern auch eine starke gesellschaftliche und wirtschaftliche Belastung. Berücksichtigt man nicht nur die direkten Diagnostik- und Behandlungskosten, sondern auch sekundäre Folgekosten (zum Beispiel. B. Produktivitätsverluste aufgrund von Arbeitsunfähigkeit oder Frühberentung), werden die jährlichen Gesamtkosten der Depression allein in Deutschland auf mindestens 22 Milliarden Euro geschätzt, wobei Produktivitätsverluste hierbei den größten Anteil ausmachen. Daher ist die Behandlung von Depressionen nicht nur wichtig, um individuelles Leiden zu verringern, sondern auch um volkswirtschaftliche Schäden abzuwenden. Hierzu müssen neue, KI-basierte Wege gefunden werden, um die Behandlung für die Betroffenen effizienter zu gestalten und die enormen Gesundheitsausgaben zu reduzieren. Ziel des Projekts DAIsy ist daher das Erforschen neuartiger, innovativer Therapiesysteme zur Verbesserung diagnostischer, interaktiver und individueller Ansätze für Patient*innen, die unter einer depressiven Erkrankung leiden. Dabei werden zwei Anwendungsfälle verfolgt:
Beide Ansätze werden ein kontinuierliches Monitoring des psychischen Befindens sowie ein darauf aufbauendes individualisiertes Therapievorgehen ermöglichen, um eine Verschlechterung des Krankheitsbildes frühzeitig zu erkennen und behandeln zu können. Nur durch eine rechtzeitige Intervention lassen sich einerseits Folgen eines sich verschlechternden Krankheitsverlaufs minimieren und andererseits damit korrelierend Therapiekosten senken.
Im deutschen Konsortium des europaweiten ITEA Projekts stellen sich das Universitätsklinikum Bonn, die Materna Information & Communication SE, die BEE Medic GmbH, die Ascora GmbH und OFFIS gemeinsam dieser Herausforderung.
Franziska Klein, Frerk Müller-Von Aschwege, Patrick Elfert, Julien Räker, Alexandra Philipsen, Niclas Braun, Benjamin Selaskowski, Annika Wiebe, Matthias Guth, Johannes Spallek, Sigrid Seuss, Benjamin Storey, Leo N. Geppert, Ingo Lück, Andreas Hein; Studies in Health Technology and Informatics; 0Oktober / 2023
Klein, Franziska; Frontiers in Neuroergonomics; 0April / 2024
Klein, Franziska and Kohl, Simon H. and Lührs, Michael and Mehler, David M. A. and Sorger, Bettina; Philosophical Transactions of the Royal Society B: Biological Sciences; 2024