Digitale Technologien sind in unserem täglichen Leben allgegenwärtig und haben die Art und Weise, wie wir kommunizieren und mit Informationen untereinander interagieren, grundlegend verändert. Wir haben jederzeit und überall Zugang zu digitalen Inhalten in einer breiten Palette von Formaten, die von Bildern, Videos, Text und Sprache bis hin zu virtuellen und Augmented-Reality-Erlebnissen reichen.
Da sich heutige Technologien fast ausschließlich auf visuelle und auditive Rückmeldungen stützen, ergeben sich offensichtliche Probleme mit der Zugänglichkeit. Entsprechend ist der Zugang zu digitalen Inhalten für Menschen mit Sehbeeinträchtigungen nach wie vor schwierig. Heutige Lösungen wie die Umwandlung von Text zu Sprache oder die Verwendung von einer Braillezeile helfen zwar bei der Darstellung textueller Informationen, führen aber auch schnell zur Ermüdung und haben Einschränkungen bei nicht linearen, bildlichen oder gemischten Inhalten, wie sie häufig auf Webseiten oder in wissenschaftlichen Publikationen vorzufinden sind. Braillezeilen haben zudem den Nachteil, dass sie Inhalte nur einzeilig darstellen und mit einem Preis bis zu 10.000 EUR sehr hochpreisig sind.
Im Forschungsprojekt „ABILITY“ wird mit einem neuen Verfahren eine kostengünstige mehrzeilige Braillezeile entwickelt, welche direkt an ein Multitouch-Tablet gekoppelt ist. Dieses verfügt zusätzlich über einen Bildschirm, der über die gesamte Bildschirmfläche gezielt vibrieren kann. Auf diese Weise ergeben sich ganz neue Möglichkeiten für die nicht-visuelle Präsentation von Informationen, insbesondere, wenn sie mit weiteren Sinnesmodalitäten wie Sprache oder Klängen und Nutzer*inneninteraktionen kombiniert werden.
Der Bereich Gesellschaft des OFFIS unterstützt dieses Projekt durch die Erforschung von KI-Verfahren zur Analyse von visuellen Medien (zum Beispiel Erkennung von Objekten, Gesichtern, Umgebungen) und Methoden zur Übersetzung visueller Inhalte zu taktil-akustischen Inhalten, die über die neue Technologie ausgegeben werden können. Des Weiteren beschäftigt sich die OFFIS Wissenschaftler*innen mit der Entwicklung von Anwendungsfällen, in denen das Potenzial dieser Entwicklungen demonstriert und mit der Zielgruppe evaluiert werden kann.
Das Projekt-Konsortium setzt sich aus den Partnern CEA (Frankreich, Koordinator), Universität Lund (Schweden), H-Lab (Frankreich), Siemens (Deutschland), Inside Vision (Frankreich), Samsung (Großbritannien) und dem Litauischen Verband für blinde und sehbehinderte Menschen zusammen. Es wird von der EU im Rahmen des Horizon Europe Forschungsrahmenprogramms von September 2022 bis August 2025 gefördert.