Die Transformation des Energiesystems ist von entscheidender Bedeutung, um den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts gerecht zu werden. Ein nachhaltiges und effizientes Energiesystem ist der Schlüssel zur Bewältigung von Umweltbelastungen, Ressourcenknappheit und der Notwendigkeit, auf erneuerbare Energiequellen umzusteigen. Der Umstieg auf eine dezentralisierte Energieerzeugung mit einer intelligenten und vernetzten Energieinfrastruktur birgt jedoch auch viele Herausforderungen.
Digitale Zwillinge spielen eine zentrale Rolle in der Transformationsphase und über diese hinaus. Sie ermöglichen es, das Energiesystem präzise zu modellieren, zu überwachen und zu steuern. Technologisch und bezüglich Pluralität und Diversität der Anwendungen gehen sie dabei über herkömmliche Ansätze hinaus und bieten ein tieferes Verständnis sowie eine bessere Kontrolle über Energieanlagen und -systeme.
Digitale Zwillinge (digital twins) sind mehr als nur Modelle, sie sind „lebendige“ Repräsentationen von physischen Anlagen in einer virtuellen Umgebung. Durch die kontinuierliche Erfassung von Echtzeitdaten ermöglichen digitale Zwillinge eine präzise Abbildung des aktuellen Zustands einer Anlage oder eines komplexen Systems. Dies eröffnet die Möglichkeit das Verhalten der Anlage bzw. des Systems analysieren zu können, um schnell auf Veränderungen zu reagieren.
Um diesem nach zu kommen, verfügt ein digitaler Zwilling über ein digitales Objekt (digital object). Das digitale Objekt bildet die digitale Repräsentation des physischen Objekts oder Systems. Es handelt sich um eine virtuelle Entität, die durch umfassende Daten und Modelle erstellt wird und das reale Objekt in einer digitalen Umgebung nachbildet.
Es enthält eine Vielzahl von Informationen, die den Zustand, die Eigenschaften und das Verhalten des physischen Objekts widerspiegeln. Dazu gehören geometrische Daten, physikalische Parameter, Betriebsdaten, Sensordaten und weitere kontextbezogene Informationen. Diese Daten werden kontinuierlich aktualisiert, um den aktuellen Zustand des physischen Objekts so genau wie möglich widerzuspiegeln. Durch die Integration von Machine Learning, künstlicher Intelligenz und Analysealgorithmen können digitale Objekte komplexe Zusammenhänge verstehen, Vorhersagen treffen und auf Veränderungen reagieren. Dies ermöglicht eine präzise Überwachung, Steuerung und Optimierung von physischen Objekten in Echtzeit.
Das digitale Objekt ist somit das Herzstück des digitalen Zwillings und bildet die Grundlage für eine Vielzahl von Anwendungen, welche in Form von Services an das digitale Objekt angeschlossen werden können um die Informationen zu nutzen. Diese Services dienen dazu, bestimmte Aufgaben, Funktionen, Dienstleitungen oder Interaktionen mit dem Digitalen Zwilling oder dem realen Objekt durchzuführen.
Welche Daten im digitalen Objekt vorhanden sein müssen und welche Services Verwendung finden, definiert sich durch den Nutzen und Zweck des digitalen Zwillings, abhängig vom jeweiligen Anwendungsfall.
Das OFFIS definiert digitale Zwillinge domänenunabhängig wie folgt:
Ein digitaler Zwilling ist die höchste Form der Integration des Konzepts des digitalen Zwillings. Er besteht aus einem physischen Objekt und einem digitalen Objekt, welches das physische Objekt so detailliert abbildet, dass der Zweck des digitalen Zwillings erfüllt wird. Die Verbindung zwischen den Objekten ist bidirektional und erfolgt in Echtzeit. Das digitale Objekt wird durch Daten von Beobachtern aktualisiert und reflektiert die Entscheidungen an das physische Objekt zurück, wobei es das Objekt mit Hilfe von Manipulatoren beeinflusst.
Hierbei lassen sich insbesondere folgende Merkmale hervorheben:
Ein großer Vorteil der Definition ist die Abbildung passiver physischer Objekte (Objekte mit unzureichender Sensorik) durch einen digitalen Zwilling. Eine schematische Darstellung eines aus der Definition entstandenen digitalen Zwilling ist in folgender Abbildung dargestellt.
Der Anwendungsfall definiert wie ein digitaler Zwilling in einer bestimmten Situation eingesetzt wird, welche Funktionen er erfüllt und welchen Nutzen er bringt. So können digital Zwillinge zum Beispiel eingesetzt werden für:
Die Gruppe ROC treibt beim Thema der digitalen Zwillinge – ohne darauf limitiert zu sein – die Entwicklung einer Referenzarchitektur für digitale Zwillinge für Forschung und Entwicklung voran. Dabei soll es die Referenzarchitektur ermöglichen, einfach maßgeschneiderte digitale Modelle, Schatten und Zwillinge zu realisieren. Insbesondere fokussiert die Referenzarchitektur die folgenden Eigenschaften:
E-Mail: Michael.Brand(at)offis.de, Telefon: +49 441 9722-144, Raum: E84a
Michael Brand, Anand Narayan, Sebastian Lehnhoff; April / 2024
Anand Narayan, Michael Brand, Nils Huxoll, Batoul Hage Hassan, Sebastian Lehnhoff ; March / 2024
AMIT KUMAR SINGH, JELKE WIBBEKE, AMIN RAEISZADEH, NILS HUXOLL, MICHAEL BRAND; DACH+ Conference on Energy Informatics 2024; October / 2024
Anand Narayan; July / 2024
Michael Brand; December / 2023
Brand, Michael and Engel, Dominik and Lehnhoff, Sebastian; Energy Informatics; 2023
Payam Teimourzadeh Baboli, Amin Raeiszadeh, Michael Brand, and Sebastian Lehnhoff; DACH+ Conference on Energy Informatics, Vienna, Austria; 2023
Klaes, Marcel and Zwartscholten, Jannik and Narayan, Anand and Lehnhoff, Sebastian and Rehtanz, Christian; IEEE Access; 2023
Loeffler, Dominik; Abstracts of the 12th DACH+ Conference on Energy Informatics 2023; October / 2023
Hage Hassan, Batoul and Brand, Michael and Lehnhoff, Sebastian; Abstracts of the 12th DACH+ Conference on Energy Informatics; 2023