Für PKWs und LKWs haben mittlerweile eine ganze Reihe von Assistenzsystemen Einzug in unseren Alltag gehalten. Bei Fahrrädern hingegen konzentrieren sich die Entwicklungen lediglich auf die erleichterte oder schnellere Fortbewegung, beispielsweise durch Unterstützung von Elektromotoren. Sicherheitsassistenzfunktionen, die auf einen ausreichenden Abstand achten, Gefahren erkennen und melden oder selbständig bremsen, sind an dem immer beliebteren Fortbewegungsmittel in Deutschland bisher nicht vorhanden.
Das Marktpotential ist jedoch bei einem Fahrradbestand von 75 Millionen Fahrrädern enorm hoch und Statistiken zeigen eine steigende Anzahl von Unfällen, an denen Radfahrer beteiligt sind - insbesondere auch in der Altersstufe zwischen 6 und 13 Jahren. Das liegt vor allem daran, dass Kinder in diesem Alter selbständiger werden und auch ohne Begleitung Erwachsener längere Strecken mit dem Fahrrad zurücklegen.
Zudem geben sie Empfehlungen für sicheres und korrektes Radfahrverhalten und vermitteln gezielt Navigationshinweise. Angesichts der Zielgruppe stellt das eine große Herausforderung dar: Sowohl die kognitiven als auch körperlichen Fähigkeiten sind bei Kindern noch nicht vollständig ausgeprägt. Zudem sind nicht alle Verkehrsregeln und -schilder bekannt und die kindliche Aufmerksamkeit wandert häufiger auch mal weg von der Straße.
Die Gruppe Interaktive Systeme des OFFIS-Bereichs Gesundheit befasste sich in dem Projekt Safety4Bikes mit der Entwicklung und Untersuchung von multimodalen Interaktionskonzepten für Fahrradhelme und Fahrräder. Warnungen und Hinweise werden situationsangepasst über das periphere Sichtfeld, Einblendungen in Augmented Reality Helmen, sowie durch akustische und taktile Signale vermittelt, ohne das Kind von der eigentlichen Fahraufgabe abzulenken. Unser Projektpartner - die Abteilung „Assistenzsysteme und Medizintechnik“ der Universität Oldenburg - entwickelte neue Methoden zur Erkennung von Gefahren in der Umgebung und des Fahrverhaltens. Die Entwicklungen wurden kontinuierlich mit Kindern getestet: anfangs im Labor und anschließend auf einem Verkehrsübungsplatz.
Safety4Bikes wurde im Jahr 2019 für den 4. Zukunftskongress „Technik zum Menschen bringen“ des BMBF für die Ausstellung in Bonn nominiert und konnte dem Publikum dort seine aktuellen Projektergebnisse vorstellen. Als Besucherin durfte das Projektteam Bundesministerin für Bildung und Forschung Frau Anja Karliczek begrüßen. Sie konnte den multimodalen Fahrradhelm und das mit Sensoren und Aktoren ausgestatte Fahrrad live testen.
Das Projekt lief bis Ende 2019. Die entwickelten Technologien können zukünftig als Basis für neue Entwicklungen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr dienen. Weitere Partner im Projekt neben OFFIS und der Universität Oldenburg waren GeoMobile GmbH (Koordinator), UVEX Sports Group GmbH, Pfau-Tec, das Institut für empirische soziologische Forschung IFES, Valtech GmbH und die Universität Paderborn.
Kontakt:
Dr. Wilko Heuten
Weiterführende Links:
Projektwebsite:
Ergebnissteckbrief:
https://www.technik-zum-menschen-bringen.de/service/ergebnissteckbriefe/safety4bikes