Oft beginnt es damit, dass Kinder und Jugendliche sich einfach kraftlos fühlen oder ein ständiges Durstgefühl verspüren. Folgt dann die Diagnose der chronischen Stoffwechselerkrankung Diabetes, kann das ein ganz schöner Schock für die Heranwachsenden sein. Dabei tritt gerade Diabetes Typ 1 leider auch regelmäßig bei sehr jungen Menschen auf. Dieser ist, im Gegensatz zu dem unter „Altersdiabetes“ bekannten Typ 2, nicht ernährungs- oder lebenswandelbedingt, sondern entsteht durch eine Fehlfunktion der Bauchspeicheldrüse. So früh an Diabetes zu erkranken, erweist sich dabei oft als eine große Herausforderung für die Betroffenen, da dies nicht nur bedeutet, fortan mit der Krankheit leben zu müssen, sondern ebenfalls vielfältige Einschnitte in das bisher als normal empfundene Leben zu akzeptieren.
Diabetes bedeutet also gerade für Jugendliche eine erhebliche Einschränkung des Alltagslebens. Gleichzeitig müssen betroffene Heranwachsende aber lernen, selbst Verantwortung für ihre Krankheit zu übernehmen. Das Ziel von Smart Diabetes 24/7 ist daher, jugendlichen Diabetiker*innen einen besseren Einblick in die Ursache von Veränderungen in ihrem Blutzuckerspiegel zu geben. So können Zusammenhänge besser verstanden und gezielte Handlungen forciert werden. Das ermöglicht beispielsweise Eingriffe in den eigenen Lebensstil, einen bewussteren Umgang mit der Ernährung oder die optimierte Verabreichung von Insulin. Aus Basis des Projektes wird im Anschluss ein Produkt für den niederländischen Markt entwickelt.
Durch den Einsatz von Sensortechnologie werden Daten über das Verhalten und den Lebensstil der Jugendlichen erhoben und zu einem persönlichen Informationsprofil zusammengestellt. Dieses Profil wird über die Diabetes 24/7-App verfügbar gemacht, wodurch Patienten, Pflegepersonal und Fachärzte rund um die Uhr Zugang zu aktuellen und historischen Informationen haben. So kann bei Bedarf direkt gehandelt werden, damit der Patient besser auf Schwankungen der Blutzuckerwerte reagieren und der persönliche Behandlungsplan entsprechend angepasst werden kann.
OFFIS entwickelte und evaluierte in dem Projekt ein nutzerzentriertes App-Design. Eine besondere Herausforderung dabei war es, die App so zu gestalten, dass jugendliche Nutzer*innen einen echten Mehrwert in der App vorfinden, um die Motivation zu erhöhen, überhaupt ein Diabetes-Tagebuch zu führen.
Ganz nach dem Kredo „More than numbers“ entwickelte OFFIS ein App-Design, welches Erlebnisse mit und rund um Diabetes in Form von Fotos dokumentiert. Dabei werden automatisch sensorisch erfasste Blutzuckerwerte, Aktivitätsdaten und emotionelle Faktoren mit von Nutzer*innen aufgenommenen Fotos verknüpft. Somit lernen sie retrospektiv mehr über Einflussfaktoren wie Ernährung, Aktivität oder auch den Umgang mit Alkohol. Diese Informationen können nutzergesteuert mit den fotografisch erfassten Situationen verknüpft und konfiguriert werden, sodass eine Analyse zusammen mit Diabetesberater*innen oder eine persönliche Reflexion vorgenommen werden kann.
Auf Basis dessen ist es möglich, Fehler im Umgang mit der Krankheit situativ und datengestützt zu vermeiden, was dabei helfen kann, besser zu verstehen, wie Diabetes das Leben beeinflusst und folgend Handlungsstrategien abzuleiten. Neben der App entwickelte OFFIS das Design der Feldstudie, welche in Zusammenarbeit mit unseren niederländischen Partnern von mhealth24/7 durchgeführt wurde und bereitete sämtliche Inhalte für die Durchführung vor.
Das Projekt wurde Ende Juni erfolgreich beendet. Die Interviewergebnisse zur Evaluation des Ansatzes und des Designs sowie die ersten Ergebnisse der Feldstudie waren sehr positiv. Alle Projektergebnisse werden vom Projektpartner mhealth24/7 weiter genutzt, um daraus ein Produkt für den niederländischen Markt zu entwickeln.