Angesichts des demografischen Wandels ist die Sicherstellung der pflegerischen Versorgung eine der größten Herausforderungen der Zukunft. Der ansteigenden Anzahl Pflegebedürftiger steht eine sinkende Zahl an Pflegefachpersonen gegenüber. Parallel zu diesen Entwicklungen nehmen auch die Anforderungen im Pflegealltag zu, z.B. durch komplexere Krankheitsbilder. Der Einsatz neuer Technologien ist ein vielversprechender Weg, dem Pflegenotstand entgegenzutreten. Hierin liegt das Potenzial, sowohl die Selbstständigkeit, Selbstbestimmung und Lebensqualität von Pflegebedürftigen zu erhalten als auch Pflegefachpersonen und pflegende Angehörige zu entlasten. So wird mehr Freiraum für zwischenmenschliche Zuwendung in der Pflege geschaffen.
Seit einigen Jahren gibt es daher Bestrebungen, die Arbeitsbedingungen in der Pflege durch technologische Innovationen zu verbessern. Leider werden viele der entwickelten Systeme nicht in der Praxis eingesetzt. Einer der Gründe hierfür ist, dass Pflegefachpersonen kaum in die Entwicklung und Erprobung involviert werden. Entsprechend werden ihre tatsächlichen Bedarfe zu wenig berücksichtigt.
Dies führt dazu, dass die entwickelten Systeme teilweise keine Funktionen erfüllen, die Pflegefachpersonen als für ihren Arbeitsprozess relevant erscheinen. Auch werden viele digitale Lösungen als ineffizient und kompliziert wahrgenommen und damit entweder gar nicht erst angeschafft oder die Nutzung wird nach kurzer Zeit zugunsten konventioneller Methoden wieder aufgegeben.
Dieser Problematik wird im Rahmen des interdisziplinären Verbundprojekts VAPiAR vorgebeugt, indem die tatsächlichen Bedarfe anhand von Interviews mit Pflegefachpersonen dreier ambulanter Pflegedienste erhoben werden. Die ausgewählten technologischen Lösungen werden in ein sinnvolles Gesamtkonzept integriert und ihre Nutzung wird im Rahmen von Schulungsmaßnahmen vermittelt.
Das übergreifende Ziel ist es, Arbeitsprozesse der ambulanten Pflege in Einrichtungen im Kreis Plön und im regionalen Umfeld durch den bedarfsgerechten Einsatz bestehender und die Entwicklung neuer Pflegetechnologien zu unterstützen und zu verbessern.
Mit dem VAPiAR Living Lab wird eine interdisziplinäre Plattform geschaffen, in der technologieunterstützte Prozesse der ambulanten Pflege demonstriert, diskutiert und weiterentwickelt werden. Die Technologien des Living Lab werden in einem partizipativen Prozess mit den Endanwendern ausgewählt und weiterentwickelt. Bestenfalls wird eine Verstetigung der Einrichtung in Form eines Kompetenzcenters über die Projektlaufzeit hinaus erreicht.
Ein wichtiger Teilbereich des Projektes VAPiAR ist die Betrachtung der ethischen, rechtlichen und sozialen Aspekte der Entwicklung und Implementierung der jeweiligen Pflegetechnologien (ELSA – ethical, legal and social aspects). Dazu zählt in diesem Zusammenhang zunächst die Frage nach der Bewertung der Auswirkungen einer Implementierung von Pflegetechnologien auf das professionelle Selbstverständnis und die praktische Berufsausübung der Pflegenden. Dazu kommen Fragen der Privatheit, des Datenschutzes und der informationellen Selbstbestimmung auf Seiten der Gepflegten wie auch des Pflegepersonals selbst. Schließlich sind gerade mit Blick auf die Gegebenheiten der strukturschwachen Region auch gerechtigkeitsethische Fragen bezüglich Wahlmöglichkeiten und etwaigen Qualitätsunterschieden zwischen humaner und technisch assistierter Pflege zu behandeln.
Kirsten Harms, Heike Thomsen, Ortrud Leßmann, Miriam Schwanholt, Tobias Krahn, Andreas Hein, Michael Bau ; Abstractband - 5. Clusterkonferenz "Zukunft der Pflege" ; 09 / 2022
Kirsten Harms, Pascal Hinrichs, Kathrin Seibert, Dominik Domhoff, Karin Wolf-Ostermann, Andreas Hein; Zukunft der Pflege. Tagungsband der 6. Clusterkonferenz 2023; 2023
Meike Ahlers, Kirsten Harms, Tobias Krahn; Die Schwester Der Pfleger; 001 / 2023
Ellerich-Groppe, Niklas; Krahn, Tobias; Schweda, Mark; Hein, Andreas; Mit Pflegeinnovationen die Zukunft gestalten – menschlich, professionell, digital.; 2023
Kirsten Harms, Tobias Krahn, Fynn Bredehorn, Andreas Hein; GMDS 2024 - Abstractband; 009 / 2024