Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems stehen an dritthäufigster Stelle der Erkrankungen von über 65-Jährigen in Deutschland und sind der häufigste Grund für operative Interventionen. Aufgrund des demografischen Wandels wird die Häufigkeit noch weiter zunehmen. Auch jüngere Menschen sind betroffen, insbesondere nach Unfällen. Die Behandlungskosten für diese Erkrankungen liegen bei über 34 Milliarden Euro pro Jahr. Hinzu kommen indirekte Kosten für Arbeitsunfähigkeitstage, Frühberentung, Rehabilitierung etc. Im THEBEA-Projekt wird speziell die Weiterbehandlung nach osteosynthetischen Eingriffen, also Operationen, bei denen Brüche mit Metallplatten geschient werden, adressiert. Allein die Behandlungskosten für Verletzungen der Hüfte und des Oberschenkels sowie des Knies und des Unterschenkels betragen jährlich rund 5 Milliarden Euro. Eine Senkung dieser Kosten ist durch eine Optimierung der Nachbehandlung zu erwarten, die aktuell leider in vielen Fällen suboptimal verläuft: Die verschiedenen Akteur*innen sind nicht vernetzt, das führt zu Unsicherheit bei Behandelnden und Patient*innen und erhöht die postoperative Komplikationsrate. Im Rahmen des THEBEA-Projektes wird ein Nachbehandlungssystem mit App als zentralem Element zur Therapiebegleitung von postoperativen und/oder posttraumatischen Patient*innen zum Training in der häuslichen Umgebung entwickelt. Das System bildet Behandlungsprozesse ab und verbindet alle beteiligten Akteur*innen (Patient*innen – Operateur*innen – nachbehandelnde Ärzt*innen – Physiotherapeut*innen).
Für die Erkrankten werden mit dem THEBEA-System individuelle Nachbehandlungsziele festgelegt. Physiotherapeut*innen erstellen persönlich angepasste Übungsvorgaben, indem sie Übungen demonstrieren. Diese werden mit dem System erfasst und direkt in 3D-Bewegungsmodelle umgewandelt, die die Rahmenbedingungen der Patient*innen (vorgegeben von versorgender Klinik und Prothesen-Hersteller*innen) berücksichtigen. Die Übungen werden den Patient*innen am Smartphone oder Tablet angezeigt. Durch die 3D-Rekonstruktion der Therapeut*innen kann das Bild so rotiert werden, dass den Patient*innen mögliche Fehlhaltungen direkt präsentiert werden können, um deren Bewegungsabläufe anzupassen. Über die Übungen hinaus wird den Patient*innen auch der zulässige Belastungskorridor angezeigt. Möglich macht das eine generische Belastungserfassung für die Implantate, die mit Biofeedback verbunden wird. Die Sensorik erfasst, die Stärke der Belastung am Gelenk und am Implantat und warnt bei Belastungsüberschreitungen.
Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt wird von einem Konsortium bestehend aus der Herodikos GmbH, der Marquardt Medizintechnik GmbH, dem Evangelischen Krankenhaus Oldenburg, der Hochschule Osnabrück und OFFIS realisiert.