Die Gesellschaft, der Handel und die Überwachungsbehörden fordern zunehmend mehr Transparenz und eine schnellere Rückverfolgbarkeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Schweinefleisch. Dies wird sowohl im Interesse der Lebensmittelsicherheit als auch des Tier- und Verbraucherschutzes (from Farm to Fork) gefordert. Daher bietet die gezielte Weiterentwicklung der Digitalisierung großes Potenzial für Anwendungen und Verbesserungen in diesem Bereich. Das TiPP-Projekt zielt darauf ab, auf Basis von selbstbestimmten dezentralen digitalen Identitäten (Self-Sovereign Identities (SSIs)) die Effizienz und Effektivität der Lieferkette zu verbessern und gleichzeitig die Lebensmittelsicherheit und Rückverfolgbarkeit zu gewährleisten. Das Projekt wird auch wertvolle Erkenntnisse für andere Branchen liefern, die SSIs in ihren Lieferketten einsetzen wollen.
Das Hauptziel von TiPP besteht darin, die Transparenz und Rückverfolgbarkeit entlang der Schweine-Lieferkette zu verbessern. Dies soll durch die Erprobung und Entwicklung eines Systems von SSIs erreicht werden, das auf drei wesentlichen Technologien aufbaut: Blockchain, Verifiable Credentials und Decentralized Identifiers (DIDs). Das Projekt konzentriert sich darauf, die Herausforderungen und Möglichkeiten von SSIs für die Schweineindustrie zu verstehen und praktisch anwendbare Lösungen zu entwickeln. Die Grundidee des Projekts ist, dass neben den Akteuren der Wertschöpfungskette auch jedes Tier eine individuelle digitale Identität erhält. Sobald Daten im Erzeugerbetrieb (z. B. eETK, Leistungsdaten, Erkrankungen, tiermedizinische oder zootechnische Maßnahmen) oder digitale Nachweise anderer Akteure (Verifiable Credentials, VCs; z. B. amts-/tierärztliche Bescheinigungen, Abstammungs-, Futteranalysezertifikate, Schlachtprotokolle) entstehen, werden diese der digitalen Identität des Schweins und/oder Betriebs zugeordnet und in dessen zugehöriger digitalen Brieftasche (eWallet) gespeichert. Die VCs können zum Zwecke der Verifizierung oder als Grundlage für Zertifizierungen durch andere Kettenakteure (z. B. Vermarktung, Kontrollbehörden) in Abhängigkeit zuvor festgelegter Befugnisse eingesehen, aber nicht nachträglich verändert werden. Durch die automatische Verknüpfung von digitaler Identität und Nachweisen werden nicht nur die Dokumentation, sondern auch die Prüfverfahren entlang der Wertschöpfungskette nachhaltig effizienter gestaltet.
Das Forschungsteam setzt sich aus Experten verschiedener Fachbereiche wie Veterinärmedizin, Informationstechnologie und Agrarwirtschaft zusammen. Gemeinsam werden sie an den komplexen Herausforderungen arbeiten, mit denen die Schweineindustrie heutzutage konfrontiert ist. Im Rahmen des Projekts wird auch mit Industriepartnern zusammengearbeitet, um sicherzustellen, dass die entwickelten Lösungen praktisch umsetzbar sind. Das OFFIS wird eng mit der Universität Oldenburg zusammenarbeiten, um kontinuierlich die Erkenntnisse des Projekts in die Entwicklung eines Prototypen einfließen zu lassen.
Precht, Hauke and Theesen, Cedrik and Buermann, Paula and Reinkensmeier, Jan and Gómez, Jorge Marx; EnviroInfo 2023; 2023
Cross Innovation und Digitalisierung in der tiergerechten Schweinehaltung unter Berücksichtigung des Ressourcenschutzes