Neugründung des Forschungsbereichs „Gesellschaft“ im OFFIS Digitalisierung, die das Leben bereichert und eine lebendige Demokratie fördert.

27.04.2022Pressemitteilung

Mit dem am 1. April 2022 neugegründeten Forschungsbereich „Gesellschaft“ treibt OFFIS eine menschenzentrierte Digitalisierung voran. Erforscht und entwickelt werden innovative Technologien und Konzepte für einen verantwortungsbewussten digitalen Wandel in allen gesellschaftlichen Lebensbereichen. © OFFIS - Institut für Informatik | Bonnie Bartusch

„Wir betrachten die Entwicklung neuer Technologien im Wechselspiel mit gesellschaftlichen Entwicklungen, beobachten, wie sich die Technik unmittelbar auswirkt und vor allem, wie sie neue gesellschaftliche Realitäten schafft und wie wir diese Entwicklung im Sinne einer offenen, teilhabenden und demokratischen Gesellschaft gestalten können.“ - Prof. Dr. Susanne Boll, OFFIS Vorständin und Sprecherin des neuen Forschungsbereichs. © OFFIS - Institut für Informatik | Bonnie Bartusch

Digitale Technologien sind heute aus fast allen unseren Lebensbereichen nicht mehr wegzudenken. Sie sind mit grundsätzlichen gesellschaftlichen Fragen der Teilhabe an Gesellschaft, der Daseinsvorsorge, der Gerechtigkeit und, wie wir es in diesen Tagen erleben wie selten zuvor, auch der Demokratie verknüpft. Mit dem am 1. April 2022 neugegründeten Forschungsbereich „Gesellschaft“ treibt das Informatikinstitut OFFIS eine Digitalisierung mit der und für die Gesellschaft voran. Erforscht und entwickelt werden innovative Technologien und Konzepte für einen verantwortungsbewussten digitalen Wandel in allen gesellschaftlichen Lebensbereichen.

Oldenburg. Die digitale Transformation vollzieht sich nicht nur auf technologischer, industrieller und wirtschaftlicher Ebene – sie verändert unser tägliches Leben; Werte und Gewohnheiten unserer Gesellschaft verändern sich manchmal unmerklich. Die Digitalisierung ist einer der großen Trends, der das Zusammenleben in unserer Gesellschaft bestimmt und verändert. Wie lebenswert unsere Gesellschaft ist, entscheidet sich nicht zuletzt darin, wie wir die Digitalisierung gestalten.

Digitale Technologien tragen zu einer tiefgreifenden Veränderung unserer Gesellschaft bei. Die Frage lautet heute nicht mehr, ob wir eine digitale Gesellschaft werden, sondern wie wir diese Digitalisierung so gestalten, dass sie ihre Versprechen für ein besseres Leben und eine lebendige Demokratie für alle einlöst. Umso offensichtlicher wird, dass der Informatik und den Informationstechnologien eine zentrale Verantwortung zukommt.

„Hier werden wir ab sofort gestaltend aktiv“, so Prof. Dr. Susanne Boll, OFFIS Vorständin und Sprecherin des neuen, vierten Forschungsbereichs Gesellschaft im OFFIS. „Wir betrachten die Entwicklung neuer Technologien im Wechselspiel mit gesellschaftlichen Entwicklungen, beobachten, wie sich die Technik unmittelbar auswirkt und vor allem, wie sie neue gesellschaftliche Realitäten schafft und wie wir diese Entwicklung im Sinne einer offenen, teilhabenden und demokratischen Gesellschaft gestalten können.“ Dr. Jochen Meyer, Leiter des neuen Bereichs, ergänzt: „Für uns steht die proaktive Entwicklung von innovativen Technologien für eine gemeinsame, verantwortungsvolle Gestaltung der digitalen Gesellschaft im Mittelpunkt. Unser Ziel ist es, Informatiklösungen zu entwickeln, die sich in den Alltag der Menschen einfügen, die sie verstehen und die sie nutzen können und wollen.“

Der neue Bereich knüpft damit nahtlos an die bestehenden fachlichen Kompetenzen und Vorarbeiten des Informatikinstituts OFFIS an, die bereits über viele Jahre in den anderen drei Forschungsbereichen Energie, Gesundheit und Produktion vorangetrieben wurden. Diese Innovationen und Fragestellungen aus Anwendungsperspektive werden - wenn sie für die digitale Transformation mit und für die Gesellschaft besonders relevant sind - im neuen Bereich gebündelt und weiterentwickelt.

Vier Gruppen mit verschiedenen Schwerpunkten werden den neuen Forschungsbereich mit Leben füllen:

Mixed Reality - Interaktion von Mensch und Technik in digitalen und realen Räumen

  • In Zukunft werden wir nicht mehr nur mit einer Vielzahl einzelner digitaler Geräte und Anwendungen interagieren, vielmehr werden wir uns in großen digitalisierten Räumen bewegen, in denen die reale Welt nahtlos mit der digitalen Welt verschmilzt. Wir entwickeln Technologien, mit denen wir Menschen aus verteilten realen Räumen in digitalen Räumen auch über Distanz emotional und sozial verbinden und einbinden können.

Human-Centered AI  - Menschenzentrierte Künstliche Intelligenz

  • Die Nutzung von künstlicher Intelligenz hat insbesondere durch die breite Verfügbarkeit von Deep-Learning-Modellen und -Werkzeugen Einzug in viele Anwendungsbereiche gehalten. In vielen Bereichen wird diese KI unsere Leben allerdings klar beeinflussen und beispielsweise Entscheidungsprozesse unterstützen oder Arbeitsabläufe verändern. Wir entwickeln interaktive Technologien zur Interpretierbarkeit und Erklärung der KI für den Menschen in Alltags- und Arbeitsumgebungen.

Personal Pervasive Computing - Digitalkompetenz und digitale Souveränität

  • Digitale Technologien haben mit unvergleichlichem Tempo und Maß in unserem Alltag Einzug gehalten: wie wir unsere persönlichen und gesundheitsrelevanten Daten lesen und verstehen, wie wir mit digitalisierten Systemen in unserer Arbeitswelt umgehen, wie wir mit digitalisierten Alltagsobjekten interagieren oder wie wir in einem zunehmend digitalisierten Staat handeln. Wir entwickeln mobile alltagsdurchdringende Technologien zur Förderung der digitalen Souveränität und der digitalen Kompetenz in unterschiedlichen Lebensbereichen.

Social Computing - Digitale Teilhabe und Partizipation

  • Digitale Technologien können für Bürger*innen ein wesentliches Instrument für eine aktive Teilhabe an der Gesellschaft schaffen. Gerade die Corona-Pandemie hat gezeigt, welche wichtigen Aufgaben digitale Technologien übernehmen, um über Distanz in Kontakt bleiben und sich austauschen zu können. Wir entwickeln innovative digitale Beteiligungsformate für eine aktive Beteiligung an Demokratie.

Ihre Ansprechpartnerin für Rückfragen der Redaktion:

Britta Müller, Leitung Marketing und Kommunikation
OFFIS - Institut für Informatik, Escherweg 2 - 26121 Oldenburg – Germany
Tel: 0441 - 9722182
E-Mail: marketing(at)offis.de

Weiterführende Informationen

Allgemein

OFFIS ist ein 1991 gegründetes, international ausgerichtetes, anwendungsorientiertes Forschungs- und Entwicklungsinstitut für Informatik mit Sitz im niedersächsischen Oldenburg. In durchschnittlich 70 laufenden Projekten leistet OFFIS mit seinen rund 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Forschung und prototypische Entwicklungsarbeit auf höchstem internationalem Niveau in den Bereichen Energie, Gesellschaft, Gesundheit und Produktion. Dabei kooperiert OFFIS mit weltweit über 700 Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft.

Inhalte der weiteren drei Forschungs- und Entwicklungsbereiche

Energie: Der Bereich erforscht IKT-basierte Konzepte und prototypische Systeme für die Energiewirtschaft und Energieeffizienz. So wurden u. a. maßgebliche Beiträge geleistet zur standardkonformen IT-Integration dezentraler Erzeugereinheiten in ein Energiemanagement, zur Energieeffizienz in der IT vom Computer-Chip bis zum Rechenzentrum und für das Management großer IT-Systemlandschaften in der Energieversorgung.

Gesundheit: Informationstechnologien für das Gesundheitswesen und die Medizin sind ein weiterer Schwerpunkt. Die maßgebliche Beteiligung an der Entwicklung des internationalen medizinischen Bildkommunikationsstandards DICOM ist nur eins von vielen Beispielen für erfolgreiche Arbeiten. Einen besonderen Stellenwert nehmen die Themen „Ambient Assisted Living“ und „Versorgungsforschung“ ein.

Produktion: Der Bereich Produktion des OFFIS beschäftigt sich mit den vielfältigen Forschungsfragen, die die zunehmende Digitalisierung der industriellen Produktion aufwirft. OFFIS transferiert die erworbenen IKT-Kompetenzen für Industrie 4.0 aus der praxisorientierten Forschung in die Wirtschaft, damit diese die digitale Transformation aktiv mitgestalten kann.

Über Prof. Dr. Susanne Boll

Prof. Dr. Susanne Boll ist Professorin für Medieninformatik und Multimediasysteme im Fachbereich Informatik an der Universität Oldenburg, Deutschland. Sie ist Mitglied im Vorstand des OFFIS - Instituts für Informatik in Oldenburg. Prof. Dr. Boll hat an der Technischen Universität Wien, Österreich, mit Auszeichnung promoviert. Ihr Diplom in Informatik erhielt sie 1996 mit Auszeichnung an der Technischen Universität Darmstadt, Deutschland.

Ihr Forschungsgebiet liegt an der Schnittstelle zwischen Mensch-Computer-Interaktion und Medieninformatik. In den vergangen 20 Jahren hat sie eine Vielzahl großer Forschungsprojekte eingeworben. Aktuell ist sie eine der Sprecherinnen des Pflegeinnovationszentrums , sie ist Kosprecherin der Graduiertenschule „Social Embeddedness of Autonomous Cyber Physical Systems" (SEAS). Sie ist die erste deutsche HCI Forscherin, die ein angesehenes DFG-Schwerpunktprogramm im Bereich der Mensch-Computer-Interaktion koordiniert: unter dem Thema Scalable Interaction Paradigms in Pervasive Computing Environments in Pervasive Computing Environments verfolgen 23 Doktorand*innen die  Interaktion mit großen und komplexen Pervasive-Computing-Umgebungen zu verstehen und geeignete Interaktionsparadigmen zu entwickeln. 

Susanne Boll ist unter anderem ACM Distinguished Member (2019), Fellow der Deutschen Gesellschaft für Informatik (2020) und in der Gesellschaft für Informatik im Fachbereich Mensch-Technik Interaktion, Gewähltes Mitglied der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatec), Gewähltes Mitglied (Fachkollegiatin) des Fachkollegiums Informatik der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) seit 2016 und Sprecherin dieses Gremiums seit 2020.

Während ihrer gesamten akademischen Laufbahn hat sie die Bedeutung von Chancengleichheit und Vielfalt in mehrfacher Hinsicht, sowohl auf persönlicher als auch auf beruflicher Ebene, thematisiert. Sie ist ein aktives Mitglied in Komitees für Gleichstellung in verschiedenen Gremien und Fachgesellschaften. Im Jahr 2019 wurde sie zur ersten SIGMM Director of Diversity and Outreach within the SIGMM Executive Committee gewählt.

Über Dr. Jochen Meyer

Dr. Jochen Meyer ist Bereichsleiter im OFFIS – Institut für Informatik. Er erhielt sein Diplom für Informatik sowie seine Promotion an der Universität Oldenburg. Er war Preisträger und Sieger des Bundeswettbewerbs Informatik und Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes. Nach einer Beschäftigung als Softwareentwickler in einem mittelständischen Softwarehaus in Hamburg ist er seit 1995 im OFFIS, wo er sich schon früh mit Internettechnologien, zunächst im Kontext digitaler Bibliotheken auseinandersetzte. Von 1998 bis 2008 war er Leiter des Bereichs "Multimedia und Internet-Informationsdienste", danach bis 2022 Leiter des Bereichs „Gesundheit“.

In seinen Forschungen interessiert er sich besonders für die Nutzung von Technologie zur Unterstützung und Begleitung im Alltag, für Prävention, gesundes Leben und Altern. Von besonderem Interesse ist dabei der Einfluss, den der „Faktor Mensch“ auf die Gestaltung von Technologie hat. Ziel ist es, Technik so zu gestalten, dass sie gerne und selbstverständlich genutzt werden kann. Er hat hierzu zahlreiche Publikationen veröffentlicht und ist als Gutachter sowie Co-Organisator von einschlägigen Workshops und Konferenzen aktiver Teil der internationalen Forschungsgemeinschaft.

Jochen Meyer ist Mitglied der Gesellschaft für Informatik und der ACM, engagiert sich im BITKOM, der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, und ist Vorstandsmitglied des regionalen Netzwerks Gesundheitswirtschaft Nordwest.

www.offis.de