Jedes Jahr entstehen weltweit mehr als eine Milliarde Gigabyte an Informationen, von denen gerade einmal 0,003% gedruckt werden. Der Löwenanteil dieser Informationen besteht aus Bildern, Animationen, Filmen, Ton, Grafiken und anderen multimedialen Daten. Da diese Daten nur noch elektronisch vorliegen, stehen Bibliotheken vor einer neuen Herausforderung. Sie sind zwar auf die Verarbeitung von digitalen Texten eingestellt - allerdings noch zu selten auf eine effiziente Verarbeitung nicht-textueller elektronischer Dokumente. Daher besteht die Gefahr, dass multimediale Informationen wie Grafiken, Musik und elektronische Lehrmaterialien nicht angemessen von Bibliotheken verarbeitet werden können und damit unter anderem für Lehre und Forschung verloren gehen.
Aus diesem Grund betreibt das OFFIS zusammen mit ausgewiesenen Experten der TU Graz und der Universität Bonn, der Technischen Informationsbibliothek Hannover und der Bayerischen Staatsbibliothek München den Aufbau eines Leistungszentrums für Forschungsinformationen. Unter dem Titel PROBADO wird das Vorhaben durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im Rahmen des Themenfeldes "Digitale Text- und Datenzentren zur Sammlung, Sicherung und Bereitstellung von digitalen Quellenbeständen und Datengrundlagen für Forschung und Lehre" gefördert.
Die Projektpartner erstellen innerhalb der fünfjährigen Entwicklungsphase des Leistungszentrums Werkzeuge, Systeme und Verfahren und Abläufe, die es Bibliotheken erlauben, mit nicht-textuellen Dokumenten genau so selbstverständlich umzugehen wie heute mit Büchern oder Zeitschriften. In der ersten Phase werden Musik, 3D-Computergrafiken und multimediale Lernmaterialien berücksichtigt. Später sollen weitere Dokumententypen hinzukommen, beispielsweise Bilder oder Filme.
Ein besonderes Interesse liegt in PROBADO auf der inhaltlichen Erschließung von nicht-textuellen Dokumenten. In diesem bibliothekarischen Arbeitsschritt wird ein entsprechender PROBADO-Service Dokumente semi-automatisch durch Metadaten anreichern. In das PROBADO-System eingestellte Dokumente werden darüber hinaus mit einem eindeutigen Identifikator, einem so genannten Digital Object Identifier (DOI), versehen. Die hierdurch gewährleistete Zitierfähigkeit der Dokumente stellt einen großen zusätzlichen Nutzen für die Autoren nicht-textueller Dokumente dar.
Für die Nutzer des PROBADO-Dienstes befinden sich innovative Schnittstellen in der Entwicklung. So werden sowohl für die Formulierung von Suchanfragen als auch für die Präsentation der Ergebnisse neue dokumenttypspezifische Oberflächen und Verfahren erstellt. Durch Verändern der Abmessungen einer Häuserskizze beispielsweise könnte der Anwender eine Anfrage an den 3D-Architektur-Datenbestand stellen. Für die Suche nach einem Musikstück könnte ein Klopfen, Summen oder Pfeifen genügen oder das Nachspielen eines Teils des Liedes auf einem virtuellen Klavier. In einem nächsten Schritt werden ausgereifte Ansätze zur Anfragegestaltung integriert. Das Browsing über alle Dokumenttypen stellt dann einen eminenten Mehrwert von PROBADO gegenüber bisherigen bibliothekarischen Diensten dar.